May 2006
Ja da sind wir dabei, das ist prima...
Salute Gefolgsleute und Bürger meines Königreichs,

auch ein Staatsoberhaupt hat noch Träume und Wünsche. Ganz selten ist es dann tatsächlich der Fall, dass einer derer in Erfüllung geht - und man danach sich fragt, ob das wirklich nötig war.

So geschehen am gestrigen Sonntag, 07. Mai anno domini 2006. Ein Arbeitskollege (er kennt meine wahre Herkunft nicht sondern mich nur unter dem Deckmäntelchen des Sport-Journalisten) und ich waren eingeladen worden an den Nürburgring, jene sagenumwobene Rennstrecke, auf der Niki Lauda sich vor 20 Jahren hat seine unverkennbaren Narben zugezogen. Just an diesem Orte fand der Große Preis von Europa statt, ein Formel-1-Rennen, über welches ich in meiner Laufbahn bereits sechs Mal berichtet habe - vor dem Fernseher in der Redaktion, versteht sich. Nun sollte ich tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben ein solches Rennen live erleben dürfen. Ich war aufgeregt, das gebe ich zu.

Wir hatten wunderbare Sitzplätze an der Start- und Zielgeraden, sahen Michael Schumacher und Co. oft an uns vorbeihetzen. Der Start war eindrucksvoll, denn zum ersten Mal bekam man die Kraft der Boliden unmittelbar zu spüren. Doch danach verflachte einfach alles. Es ist Langeweile pur: Keine Überholmanöver, die man von unseren Plätzen aus hätte sehen können. Außer natürlich auf der großen Video-Leinwand, auf der 1:1 das Fernsehbild lief.

Eigentlich war es wie in der Redaktion - mit dem Unterschied, dass es auf der Tribüne arschkalt war und man hin und wieder einen Boliden an sich vorbeifliegen sah. Unsere Karten hätten eigentlich für das Wochenende 380 (!) Euro gekostet - dafür fliege ich lieber zwei Wochen in die Türkei. Und selbst das will ich nicht wirklich. Sollte irgendjemand mich noch einmal einladen wollen, komme ich gerne. Selbst bezahlen würde ich dafür aber keinen Cent.

Grüße aus dem Schattenreich,
Euer geläuterter König
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